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Wie funktioniert das Programm der EZB zum Ankauf von Vermögenswerten?

22. Januar 2016 (aktualisiert am 20. Mai 2025)

Wozu dient das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten?

Die EZB legt die Höhe der Leitzinsen fest, die kurzfristiger Natur sind. Damit steuert sie, wenn die Wirtschaft normal läuft, die allgemeinen Finanzierungsbedingungen und letztendlich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Inflation. 2008 kam es jedoch zur globalen Finanzkrise. In der Folge funktionierte die Wirtschaft nicht mehr so wie zuvor. Und auch die Leitzinsen erreichten einen Punkt, an dem eine weitere Senkung wirkungslos geblieben wäre oder nur wenig bewirkt hätte. Daher ging die EZB zu anderen Maßnahmen über. Zum einen, um dem Risiko entgegenzuwirken, dass die Inflation zu lange zu niedrig ist. Und zum anderen, um dafür zu sorgen, dass die Inflation mittelfristig wieder das vom EZB-Rat festgelegte 2 %-Ziel erreicht. Ein Instrument, das der EZB für solche Zwecke zur Verfügung steht, ist das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP). Dessen bediente sich die EZB dann auch. Im Juli 2022 beendete die EZB die Nettoankäufe im Rahmen des APP. Sie legte aber weiterhin die Beträge wieder an, die sie erhielt, wenn erworbene APP-Wertpapiere fällig und somit getilgt wurden. Bis Februar 2023 legte die EZB diese Tilgungsbeträge vollständig und anschließend bis Juni 2023 nur mehr zum Teil wieder an. Ab Anfang Juli wurden auch diese Beträge nicht mehr angelegt. Weitere Informationen zum APP finden Sie unter Asset purchase programmes.

Wie funktioniert das APP?

Die EZB und die nationalen Zentralbanken haben im Rahmen des APP eine Reihe von Vermögenswerten erworben, darunter Staatsanleihen, Wertpapiere von supranationalen europäischen Institutionen, Unternehmensanleihen, forderungsunterlegte Wertpapiere (Asset-Backed Securities – ABS) und gedeckte Schuldverschreibungen. Durch diese Ankäufen beeinflusst die EZB die allgemeinen Finanzierungsbedingungen und damit letzten Endes das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Dies geschieht im Wesentlichen über drei Kanäle:

Direkte Weitergabe

Kauft die EZB Vermögenswerte des privaten Sektors an, die an Darlehen von Banken an private Haushalte und Unternehmen der Realwirtschaft gekoppelt sind (wie etwa ABS und gedeckte Schuldverschreibungen), steigen deren Preise aufgrund der vermehrten Nachfrage. Für Banken stellt dies einen Anreiz dar, mehr Kredite zu vergeben. Auf Grundlage dieser Kredite können sie dann weitere ABS oder gedeckte Schuldverschreibungen ausgeben. Durch das höhere Kreditangebot sinken in der Regel die Kreditzinsen für Unternehmen und private Haushalte. Die allgemeinen Finanzierungsbedingungen verbessern sich also.

Portfolioverschiebungen

Die EZB hat Vermögenswerte des privaten und des öffentlichen Sektors von Anlegern wie Pensionsfonds, Banken und privaten Haushalten erworben. Diese Anleger können die aus dem Verkauf an die EZB erhaltenen Mittel in andere Vermögenswerte investieren. Da der Mechanismus der Portfolioverschiebung allgemein die Nachfrage nach Vermögenswerten ankurbelt, drückt er die Preise nach oben und die Renditen nach unten – selbst bei Vermögenswerten, die nicht direkt Gegenstand des APP sind. Dadurch sinken die Kosten (also der effektive Marktzins) für Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt finanzieren wollen. Gleichzeitig bilden sinkende Wertpapierrenditen einen Anreiz für Banken, Kredite an Unternehmen und private Haushalte zu vergeben. Weil mehr Bankkredite an die Realwirtschaft vergeben werden, sinken für gewöhnlich die Kreditkosten der privaten Haushalte und Unternehmen. Verwenden die Anleger die zusätzlichen Mittel für den Erwerb von Vermögenswerten mit höherer Rendite außerhalb des Euroraums, so kann dies dämpfend auf den Euro-Wechselkurs wirken, was die Inflation tendenziell nach oben treibt.

Durch beide Kanäle, also die direkte Weitergabe und die Portfolioverschiebungen, verbessern sich die allgemeinen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und private Haushalte im Euroraum. Die infolge der Ankäufe von Vermögenswerten sinkenden Finanzierungskosten können Investitionen und Konsum anregen. In Zeiten zu niedriger Inflation trägt eine dynamischere Nachfrage seitens der Unternehmen und der Verbraucherinnen und Verbraucher letztlich dazu bei, dass die Inflation mittelfristig wieder das von der EZB angestrebte Niveau von 2 % erreicht.

Signalwirkung

In Phasen, in denen die Inflation zu lange zu niedrig ist, geht vom Ankauf von Vermögenswerten zudem das Signal aus, dass die Zentralbank die Leitzinsen für längere Zeit auf einem niedrigen Niveau halten wird. Dies dämpft die Volatilität und sorgt dafür, dass an den Märkten weniger Ungewissheit in Bezug auf künftige Zinsentwicklungen herrscht. Unternehmen und privaten Haushalten fallen Investitionsentscheidungen dann leichter. Da die Banken davon ausgehen, dass die Leitzinsen über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben, werden auch die Zinssätze für langfristige Kredite auf einem niedrigen Niveau bleiben.

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